Markus Majowski: "Gutes Hören ermöglicht, liebevoller mit anderen umzugehen."
Bundesweit bekannt wurde Markus Majowski durch Werbung. Als Telekom-Verkäufer T. Neumann präsentierte er in heute legendären Werbespots seinen Kunden – Rudi Carrell, Nina Hagen oder Udo Lindenberg – neueste Kommunikationstechnik.
Später war der Schauspieler und Komiker in erfolgreichen TV-Serien wie „Die dreisten Drei” und „Der letzte Zeuge” sowie in vielen weiteren TV- und Kino-Produktionen zu erleben. Ebenso wichtig wie die Arbeit vor der Kamera ist Markus Majowski die als Theaterschauspieler. Und auch in Werbespots spielt er immer noch gerne – aktuell etwa in den unterhaltsamen Clips, die ReSound Hörakustikern für regionale YouTube-Kampagnen anbietet. Martin Schaarschmidt sprach mit Markus Majowski, der selbst ein überzeugter Hörgeräte-Träger ist.
Herr Majowski, die meisten Leser werden Sie kennen – etwa aus der Comedy-Serie „Die dreisten Drei“, in der sie jahrelang zusammen mit Mirja Boes und Ralf Schmitz spielten. Gab es da eigentlich jemals einen Sketch mit Hörgeräten?
Nicht so richtig. Es gab so eine Büro-Rubrik. Mirja Boes war die schicke Maus vom Schreibtisch nebenan und ich war der etwas tumbe, dicke Typ, der nicht mitbekommt, dass die Kollegen ständig über ihn ablästern. Das wäre dem mit Hörgerät vermutlich nicht passiert …
Dafür sind Sie jetzt in Werbespots zu erleben, in denen es um Hörtechnik geht, und die ReSound Hörakustikern für lokale Kampagnen auf YouTube anbietet. Sie sind Werbe-Profi und selbst Hörgeräte-Träger. Wie ist es, für Hörgeräte Werbung zu machen?
Die Herausforderung ist, das Klischee zu durchbrechen. Man muss den Leuten vermitteln, dass es um moderne, innovative Produkte geht. Und zugleich muss man Berührungsängste abbauen – durch einen lockeren, humorvollen Umgang mit dem Thema.
Wie kamen Sie dazu, sich mit Hörgeräten versorgen zu lassen?
Zu Hause am Esstisch konnte ich meine Frau und meinen Sohn nicht mehr richtig verstehen. Sie führen da immer angeregte Gespräche. Es wird viel argumentiert, sehr kultiviert sozusagen. Selbst bei Meinungsverschiedenheiten wird es nie laut. Doch irgendwann kam es mir so vor, als würden sie nur noch nuscheln. So, als wollten sie mir was verheimlichen. Oft habe ich auch ganz falsche Worte verstanden – zum Beispiel „Dussel“ statt „Vogel“. Das ist heute noch so, wenn ich morgens die Geräte nicht drin habe. Ich verstehe dann immer nur die Hälfte.
Wurden Sie gleich aktiv, nachdem Sie Ihre Hörschwierigkeiten bemerkten?
Ja. Ich habe den Notanker geworfen und bin zu Andreas Pfitzmann gegangen. Wir kennen uns schon ewig. Er ist ja der Sohn von Günther Pfitzmann. Bevor er Hörakustiker wurde, war er bei einer Filmproduktionsfirma. Wir haben damals zusammengearbeitet. Inzwischen trage ich seit fast zwei Jahren Hörgeräte. In der täglichen Kommunikation helfen die mir enorm. In Gesprächen unter vier Augen kann der andere so leise sprechen, wie er will. Ich verstehe alles. Grenzen erlebe ich da keine mehr. Mitunter bin ich überrascht, was ich alles höre; zum Beispiel aus dem Treppenflur oder auf der Straße. Es gibt viele Dinge, die ich früher gar nicht wahrgenommen habe.
Hatten Sie vor Ihrer eigenen Hörgeräte-Versorgung bereits Berührungspunkte mit dem Thema Schwerhörigkeit?
Mein Vater war Cellist bei den Berliner Philharmonikern. Und die Cellisten hatten die Posaunen direkt im Nacken. Sein Gehör war dadurch schon etwas geschädigt. Und er hatte auch einen Tinnitus. Das hat ihm zu schaffen gemacht. Aber Hörgeräte hatte er nicht. Damals war das alles noch anders. Wenn man sich nie mit dem Thema beschäftigt – weil man keine Geräte braucht bzw. gar nicht daran denkt, welche brauchen zu müssen, dann läuft man an den Hörakustik-Geschäften einfach so vorbei. Es betrifft einen ja nicht. Auch als Andreas damals Hörakustiker wurde … Ich hab ihm zwar gesagt: „Ist ja super …“ Aber vorstellen konnte ich mir das überhaupt nicht. Inzwischen weiß ich, was das für ein großer Markt ist, und dass Hör- akustiker ihren Kunden enorm helfen können. Es ist wirklich super.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Arbeit des Akustikers für den Erfolg der Versorgung?
Ohne Andreas wäre ich am Anfang nicht klargekommen. Auf einmal wird dir bewusst, dass du schlecht hörst, und du brauchst Hilfe. Da ist es schon besser, wenn man sich nicht nur auf die Technik verlassen kann, sondern auch auf einen Menschen. Zwei oder drei Wochen lang habe ich fast täglich bei ihm angerufen, um weitere Features erklärt zu bekommen. Er wurde zu einer echten Bezugsperson für mich. Dieser persönliche Kontakt und das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, das ist schon wichtig.
Und die Technik? Sie tragen seit einiger Zeit „ReSound LiNX Quattro“ und waren vorher mit „LiNX 3D“ versorgt. Hat Ihnen der Wechsel eine Verbesserung gebracht?
Auf jeden Fall. Ich bin sehr glücklich mit den neuen Geräten – und zwar ganz besonders beim Musikhören. Ich höre sehr gerne Musik, sehr viel Klassik. Zu Hause habe ich eine tolle HiFi-Anlage mit Dolby Surround und so weiter. Und erst jetzt merke ich, was mir da bislang noch gefehlt hat. Die ganze Brillanz, die jetzt wieder rauskommt! Das gefällt mir unheimlich gut. Ich stelle mir das alles über die App ein und wechsle in den Komfortmodus. Es ist ein völlig neues musikalisches Erlebnis. Auch bei den Gesprächen am Frühstückstisch gibt es seit dem Wechsel noch ein Plus. Überhaupt ist das ganze Klangerleben noch besser. Auch das „LiNX 3D“ war toll. Aber es ist noch mal eine Steigerung. „LiNX Quattro“ reagiert auch noch besser auf die Einstellungen mit der App. Auf der Straße höre ich noch mehr. Und ich höre noch deutlicher, woher ein Geräusch kommt. Großartig ist auch die Geschichte mit dem Akku. Die Handhabung ist sehr einfach und alles läuft prima.
Abgesehen von der App-Steuerung, nutzen Sie auch sonst Hörgeräte-Vernetzung?
Auf so was fahre ich total ab, überhaupt auf solche Technik-Dinge. Ich bin Apple-User. Ich steuere die Hörgeräte nur über die App. Und ich nutze sehr oft Siri, arbeite auch mit der Apple Watch. Ich steuere so z. B. auch meine HiFi-Anlage oder kommuniziere über die Uhr mit dem Telefon … Ich bin sehr gespannt, was zukünftig noch alles möglich wird. Ich könnte mir gut vorstellen, auf einem lauten Bahnsteig zu stehen, Musik zu hören und außerdem die Bahn-Ansagen über W-LAN zu empfangen. Oder durch Barcelona zu laufen, und im Hörgerät Infos über diese und jene Sehenswürdigkeit zu hören, sobald ich vor ihr stehe. Also, ich bin schon ein ausgesprochener Technik-Freak. Das ist so seit meinen Telekom-Zeiten.
Das bringt uns zurück zu Ihrem Beruf. Wie sind Sie eigentlich Schauspieler geworden?
Während der Ausbildung sagte meine Schauspiellehrerin Else Bongers immer: „Du bist eigentlich schon Schauspieler; du musst nur noch das Handwerk lernen.“ Damit hatte sie vermutlich Recht. Als Kind war ich immer der, der auf dem Stuhl stand, Gedichte rezitierte oder Geschichten erzählte. Vor allem hab ich es geliebt, Geschichten zu erfinden und wiederzugeben. Wenn die Berliner Philharmoniker zu den Salzburger Festspielen fuhren, wohnte die ganze Familie mit meinem Vater in einer Pension. Die Pensionsgäste kannten mich schon. Mein Vater hatte z. B. vor einer Probe mal wieder seine Noten gesucht. „Uschi, wo sind meine Noten?“ „Heinrich, die sind in deinem Cello-Kasten.“ „Nein, da sind sie eben nicht.“ So was kam immer mal vor. Anschließend stand ich im Frühstücksraum auf dem Stuhl und spielte die Szene nach, sämtliche Rollen. „Uschi, wo sind meine Noten?“ Und den Herbert von Karajan hab ich auch gleich noch mitgespielt: „Herr Majowski, Sie sind ja schon wieder zu spät!“ Das fanden die anderen unheimlich lustig. Es macht mir auch heute noch großen Spaß, andere zu erheitern. Und damals wurde mir sehr bald klar, ich will zum Theater.
Dorthin gingen Sie dann auch?
Ich war kurz vor dem Abitur, als die berühmte Theatergruppe von Ariane Mnouchkine nach Berlin kam – das Theatre Du Soleil, das 1978 diesen sehr erfolgreichen Molière-Film gemacht hat. Ich war total begeistert und erklärte meinem Vater: „Papa, ich gehe jetzt nach Paris, um bei Ariane Mnouchkine zu studieren.“ Mein Vater hat sehr besonnen darauf reagiert. Er nahm mich mit zu Boleslaw Barlog, dem damaligen Intendanten des Schiller-Theaters, mit dem er befreundet war. Und der erklärte mir: „Junge, tue deinem Vater den Gefallen, mach das Abitur zu Ende, und danach helfe ich dir, in den Beruf reinzukommen.“ So kam ich zur Schauspielschule von Else Bongers, die z. B. auch Hildegard Knef, Götz George, Ulrich Matthes und Günter Lamprecht unterrichtet hatte.
Ich habe Sie – wie vermutlich die meisten – nicht im Theater, sondern als Telekom-Verkäufer kennengelernt …
Für mich war diese Werbung damals sehr wichtig, und zwar entgegen allen Unkenrufen. Es hieß nämlich immer, dass man Werbung erst dann machen sollte, wenn man bekannt ist. Bei mir war es genau umgekehrt. Mit Herrn T. Neumann hatte die Telekom ein unverwechselbares Unikat geschaffen, diesen Verkäufer-Typen, der nicht perfekt ist, mit Ecken und Kanten und irgendwie lustig. Der wurde eine Art Kult. Auch später wollten Auftraggeber, die mich für Werbung gebucht haben, immer wieder diesen Typen haben – von der Deutschen Kautionskasse über Wiesenhof und Miele bis zu Mc Donald’s und Kellogg’s.
Und „Die dreisten Drei“ oder die Krimi-Serie „Der letzte Zeuge“ mit Ulrich Mühe – wie wichtig waren die für Ihren Weg?
„Der letzte Zeuge“ war sehr wichtig. In der Arbeit mit Ulrich Mühe und Jörg Gudzuhn habe ich viel gelernt, und es war ein tolles Team. Auch „Die dreisten Drei“ waren toll. Beide Produktionen liefen lange Zeit parallel. Das war schon eine Zeit, in der ich mich in meinem Beruf sehr wohl gefühlt habe.
Was wiegt schwerer für Sie: Film oder Theater?
Im Idealfall hält sich beides die Waage. Das Wunderbare am Theater ist der unmittelbare Kontakt mit dem Publikum. Nach meiner Ausbildung habe ich neun Jahre nur Theater gespielt, dann lag der Schwerpunkt lange Zeit auf dem Film – „Die dreisten Drei“, „Der letzte Zeuge“, zahlreiche Kino-Filme. Ab 2009 verschob es sich wieder. Zu dieser Zeit wurde es beim Film für viele Schauspieler schwierig. Es gab eine allgemeine Fernsehkrise, Produktionen fielen weg, Gagen wurden heruntergefahren. Also war ich wieder mehr im Theater. Ich war immer gut beschäftigt. Das Theater bietet auch den Vorteil, dass Regisseure und Produzenten hier gut erleben können, was man drauf hat.
Dazu gehört bei Ihnen auch das Singen. Sie hatten eine richtige Gesangsausbildung?
Ich habe eine Chanson-Ausbildung und ein Musical-Seminar absolviert. Eigentlich bin ich ein Tenor-Buffo – also derjenige, der eher die komischen Rollen bekommt. Ich kann aber auch sehr hoch singen – als Countertenor, also bis in die Obertonlagen rein. Hin und wieder möchten Regisseure, dass ich auch singe. Da ich meine Gesangsstimme jedoch nicht täglich trainiere, muss ich mir das dann jedes Mal hart erarbeiten. Dafür brauche ich natürlich auch ein gutes Gehör.
Ausführlich nachlesen kann man Ihren Werdegang in Ihrer Biografie*. In der schreiben Sie auch über schwierige Phasen Ihres Weges, über Ihre Drogen- und Alkoholprobleme. Wie kommen Sie dazu, diese oft tabuisierten Dinge so offensiv anzusprechen?
Auslöser war ein Auftritt in der NDR-Talkshow „3 nach 9“. Ich war damals schon trocken, und Giovanni di Lorenzo verstand nicht, warum ich seinen Wein nicht probieren wollte. „Also, nun sag mir doch mal bitte, warum du meinen Wein nicht trinken willst …“ Da habe ich es einfach gesagt: „Ich möchte noch ein bisschen leben, und ich vertrage Alkohol nicht.“ Seitdem trage ich diese Botschaft in die Öffentlichkeit. Man kann auch ohne Alkohol und Drogen ein erfülltes, aufregendes, lustiges Leben haben. Wobei ich damit nicht meine, dass der Alkohol mein Feind oder sowas gewesen wäre. Ich kritisiere niemanden dafür, dass er Alkohol trinkt – vielleicht auch viel trinkt. Ich selbst kann damit aber nicht umgehen. Das hab ich in meinem Buch geschrieben und sage es auch in Interviews immer wieder. In welcher Stadt auch immer man ist; schlägt man das Telefonbuch auf, findet man eine Selbsthilfegruppe. Meist ist es die eine große, deren Namen ich nicht ausspreche, weil man das nicht tut. Ich selbst bin seit elf Jahren trocken und clean. Die Erfolgsquote in der Gruppe liegt bei 90 Prozent, und es gibt sie in allen möglichen Sprachen. In Berlin gehe ich mitunter zur englischsprachigen Gruppe. Und wenn man dann z. B. neben einem berühmten Rock- oder Soul-Sänger sitzt, weil der gerade auf Welttournee in der Stadt ist, dann ist man plötzlich nicht mehr der einzige, der gefragt wird: „Sag mal, dich kenne ich doch aus dem Fernsehen?“
Meinen großen Respekt für diese Haltung! Und noch eine Frage zum Abschluss: Was ist für Sie gutes Hören?
Für mich geht es da immer um Hören und Zuhören. Man kommt hörend besser durchs Leben, bekommt mehr mit. Es ermöglicht mir aber auch, liebevoller und nachhaltiger mit meinen Mitmenschen umzugehen. Diese Frage, wie wir alle mit einander umgehen, ist doch höchst aktuell. Es ist so wichtig, nicht immer nur zu reden, sondern auch anderen zuzuhören, damit ich tatsächlich verstehe, wie es ihnen geht. Dazu gehört, dass sich die Leute sagen: „Bevor ich schlecht höre, werde ich aktiv, trage Hörgeräte und stehe dazu.“
Herr Majowski, haben Sie vielen Dank für das interessante Gespräch!
*Markus Majowskis romanhafte Biografie „Markus, glaubst du an den lieben Gott?“ erschien 2013 im Verlag Neukirchener Aussaat.