Achin Bhowmik: "Starkey ist eine Firma mit einer Seele" (Teil 1)

Achin Bhowmik, Chief Technology Officer and Executive Vice President of Engineering bei Starkey Hearing Technologies, ist weltweit einer der anerkanntesten Experten im Bereich des Perceptual Computing. 

Veröffentlicht am 23 August 2019

Achin Bhowmik: „Starkey ist eine Firma mit einer Seele“ (Teil 1)

Er sammelte im Silicon Valley umfangreiche Erfahrung über Themen wie Computer Vision und künstliche Intelligenz, autonome Roboter und Drohnen und immersive Virtual oder Merged Reality-Geräte. Audio Infos traf Bhowmik am Rande des Livio AI-Launch-Events und sprach mit ihm über das neue Livio AI und seine Motivation, bei Starkey zu arbeiten.

Herr Bhowmik, Sie sind nun fast zwei Jahre bei Starkey. Wie blicken Sie rückblickend auf diese Zeit?
Es waren unglaubliche zwei Jahre. Das fing gleich mit unserer Hearing Innovation Expo an, als ich auf der Bühne stand und gewagt ankündigte, dass wir demnächst ein multifunktionales Hörsystem mit integrierten Sensoren und künstlicher Intelligenz launchen werden, das zudem das beste Hörsystem sein wird, das Starkey jemals hervorgebracht hat. Es sollte ein Produkt werden, das wesentlich mehr für das Wohlbefinden der Hörsystemträger leisten und somit die Lebensqualität der Hörsystemträger bedeutend verbessern kann. Das Versprechen, dass wir damals abgaben, haben wir nun mit Livio AI eingelöst. In den letzten Monaten haben wir wirklich tolle Rückmeldungen zu dem Gerät bekommen. Vor allem zu seiner hervorragenden Klangqualität und den neuen Möglichkeiten, die das Gerät mit den Sensoren und der künstlichen Intelligenz bietet. Das Feedback ist großartig.

Wie sind Sie überhaupt zu Starkey gekommen? Sie waren Vice-President bei Intel?
Das stimmt. Ich hatte auch gerade eine richtig gute Zeit bei Intel, wo ich das Unternehmen in den Bereichen Perceptual Computing und der Entwicklung fortschrittlicher Technologien zur Integration menschlicher Sinneswahrnehmung und Intelligenz in Computer und deren Systeme vorantrieb. Im Sommer 2017 bekam ich dann einen Anruf mit der Nachricht, dass mich ein Bill Austin sprechen wolle und er sich auf meinen Rückruf freue. Als ich abends nach einem turbulenten Tag nach Hause fuhr, habe ich mich gefragt, ob dies wirklich Starkey gewesen sein konnte. Es erinnerte mich direkt an meine Zeit an der Auburn Universität in Alabama, wo ich meinen PhD-Abschluss machte.

In Alabama?

Ja. Als ich meinen Bachelor Abschluss am Indian Institute of Technology in Kanpur, Indien, abschloss, erhielt ich von einer Reihe von Universitäten in den USA Angebote für ein Masterstudium. Ich entschied mich für Auburn, da es mir die Möglichkeit bot, direkt einen PhD-Abschluss in dem Bereich bzw. der Forschung, die mich interessierte, zu erwerben. Obwohl Auburn mehr für seine Fähigkeiten im Football bekannt ist, ist es eigentlich eine großartige Institution im Süden, mit einigen versierten Alumni wie Tim Cook, dem CEO von Apple.

Mit welchem Thema haben Sie sich in der Abschlussarbeit befasst?
Ich habe mich mit Elektrooptik wie auch mit Signalverarbeitung auseinandergesetzt. Ein Themenfeld, das Schnittpunkte mit den Bereichen Physik, Elektrotechnik, Materialwissenschaft, Informatik und Kommunikationstechnologie hat. Nachdem ich meinen PhD in vier Jahren abgeschlossen hatte, wechselte ich unmittelbar zu Intel Technologies, um dort in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu arbeiten. Mit der Zeit erhielt ich bei Intel die Möglichkeit meine eigenen Teams zusammenzustellen, arbeitete mich hoch und wurde sogar zum Vize-Präsident und General Manager für den Bereich des Perceptual Computings des Unternehmens berufen.

Welcher Gedanke kam Ihnen nun bei der Autofahrt?
Mir fiel ein, dass ich während meiner Studienzeit einmal ein Paper verfasst hatte, in dem einige Privatunternehmen mit öffentlich agierenden Unternehmen verglichen wurden. Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, unterschiedliche Herangehensweisen herauszuarbeiten und aufzuzeigen. Dabei fokussierte ich mich vor allem auf die visionären Unternehmensgründer. Rein zufällig wählte ich damals Intel und seinen legendären Gründer Andy Grove aus. Im Nachhinein gesehen natürlich interessant, weil ich später ja wirklich bei Intel landete und lange dort arbeitete. Jetzt hatte ich in dieser Arbeit unter den Privatunternehmungen aber auch Starkey herausgepickt. An so viel Zufall kann man kaum glauben.

Warum Starkey?
Bill Austin war schon damals eine sehr faszinierende Person. Ich hatte darüber gelesen, wie er Ronald Reagan persönlich Hörsysteme angepasst hatte. Als Reagan vor laufender Kamera im Fernsehen davon sprach, wie diese Geräte ihm halfen, erhielten Hörsysteme eine ganz neue Aufmerksamkeit. Das war aber auch das einzige, was ich über Bills Arbeit wirklich sagen konnte. Bill Austin macht großartige Hörsysteme und half einem US Präsidenten, sich wieder besser mit der Welt zu verbinden. Das war’s.

Mehr wussten Sie nicht?
Bevor ich mich mit dem, was Bill Austin tagtäglich tut, näher auseinandersetzte, wusste ich nur das. Heute weiß ich, dass er ein philanthropisch veranlagter Unternehmer ist. Das bemerkenswerte an seiner Person ist, dass er immer zwei Dinge gleichzeitig tut. Auf der einen Seite ist er fasziniert davon, professionelle Produkte zu entwickeln, die die Leute kaufen, weil ihnen dadurch geholfen wird. Auf der anderen Seite ist er durch und durch ein Menschenfreund. Denn er ermöglicht Menschen, die darauf angewiesen sind, sich aber keine Hörsysteme leisten können, umsonst Zugang zu seinen Produkten. Das finde ich einzigartig.

Wie viele Jahre lagen zwischen dieser Arbeit und Ihrer ersten Begegnung mit Bill Austin?
17 Jahre.

Wie kam Bill Austin ausgerechnet auf Sie?
Ich denke, er wurde durch die Arbeit, die ich bei Intel ablieferte, auf mich aufmerksam. Dort hatte ich die Gelegenheit, bahnbrechende Entwicklungen im Bereich des Perceptual Computing zu leiten, die intelligente Computer und autonome Systeme mit fortschrittlicher Sensorik und künstlicher Intelligenz ermöglichen. Unter anderem bekam ich auch die Möglichkeit, diese fortschrittlichen Themen an der Stanford und der Berkley University unterrichten zu dürfen. Starkey hatte in Erfahrung gebracht, dass ich intensiv an Sensoren und künstlicher Intelligenz arbeitete, die zu einer breiten Palette von intelligenten Geräten mit vielen Anwendungen führen würden.

Wie ging es dann weiter?
Mit der Aussicht, Bill Austin persönlich zu treffen, den Mann, über den ich vor langer Zeit geschrieben hatte, rief ich zurück und wir vereinbarten ein Treffen. Bei diesem Treffen erklärte Bill mir, dass er mir die Chance geben würde, diesen Technologieansatz in einer Form voranzubringen und einzusetzen, sodass Menschen ein besseres Leben führen können. Danach fragte er mich, was in meinen Augen die bessere Herausforderung darstellt? Das zu tun, was ich schon immer tat, oder anderen Menschen eine wirkliche Hilfestellung für ein gutes Leben zu geben.

Wie lange haben Sie für die Entscheidung gebraucht?
Ich brauchte zwei Monate. In dieser Zeit fuhr ich aber mehrmals zu Starkey. Ich wollte das Unternehmen und das Arbeitsfeld kennenlernen. Auch verbrachte ich einige Tage mit Bill Austin und Brandon Sawalich, Starkeys Präsidenten. Das war wichtig, um die Vision des Unternehmens und meine Möglichkeiten zu verstehen. Nach diesen Treffen wurde klar, dass die Verantwortung für die Technologie und die Produkte von Starkey mir eine tief greifende Mission geben würde, bei der meine Arbeit einen positiven Einfluss auf das Leben vieler Menschen haben würde. Nachdem meine Frau die Firma mit mir besucht hatte, fasste sie ihre Gefühle darüber in Worte: “Es ist eine Firma mit einer Seele!“ Starkey ist nicht nur ein Unternehmen, sondern eine Mission, der Menschheit zu helfen. Also traf ich die Entscheidung, meine Karriere zu ändern.

Lesen Sie in Heft 221 den zweiten Teil unseres Interviews mit Achin Bhowmik.

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