EUHA 2021
Auf der diesjährigen Industrieausstellung präsentierten 87 Aussteller aus 16 Ländern ihre Innovationen. EUHA-Präsidentin Beate Gromke begrüsste bei der Kongresseröffnung die Gäste mit den Worten: „Albert Einstein hat einmal gesagt: ,In der Mitte der Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten‘ – … diese haben wir genutzt und den EUHA-Kongress in Präsenz organisiert. Nutzen Sie die Möglichkeiten, Neues zu erfahren, neue Technik in die Hand zu nehmen und über die neuen Parameter zu diskutieren“. Dr. Stefan Zimmer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Hörsysteme-Industrie, bedankte sich bei seinem Team für die tolle Arbeit und lud alle ein, die Zeit auf dem Kongress für mehr gute Gespräche zu nutzen.
Bei der Kongresseröffnungsfeier wurde auch Jürgen Matthies mit der Goldenen Ehrennadel der EUHA ausgezeichnet. Er ist seit 1975 Mitglied der EUHA, seit 2008 Vizepräsident. Beate Gromke dankte ihm für seine Verdienste im Präsidium und im Verband. Er schied als Vizepräsident aus dem Präsidium aus und wurde in der EUHA-Mitgliederversammlung zum Ehrenratsvorsitzenden gewählt. Kurz zuvor hielt Matthies eine berührende Gedenkrede für den im Juli verstorbenen früheren EUHA-Präsidenten Martin Blecker. Musikalisch wurden die Gedenkminuten von der Cellistin Ida Riegels eingerahmt und ein Video zeigte verschiedene Etappen aus dem Leben von Martin Blecker.
Ferner dankte Dirk Köttgen Jakob Stephan Baschab für sein Engagement während der Pandemie. „Insbesondere die Einstufung als ,systemrelevant‘ hat uns in der schweren Zeit moralisch aufgerichtet und uns Mut gemacht. Gleichzeitig wurde damit eine Basis für zukünftige Entscheidungen geschaffen. Wir können uns auch in Zukunft immer wieder auf die Systemrelevanz berufen, wenn es mal brenzlig wird“, sagte Köttgen.
EUHA-Vizepräsidentin Eva Keil-Becker sprach derweil mit der dänischen Cellistin und Klangbotschafterin Ida Riegels. Sie setzt sich für gutes Hören ein, weil sie in der eigenen Familie erlebt hat, wie es ist, wenn Menschen mit Hörverlust nicht richtig kommunizieren können. Riegels erzählte von ihrer Konzerttour auf dem Fahrrad – über 1000 km am Rhein entlang – mit ihrem selbst designten und gebauten Cello auf dem Rücken. Ihr Credo lautet: „Klassische Musik ist so schön und ich finde es schade, wenn sie nicht für alle da ist. Ich bringe sie sozusagen auf die Straße.“
Peter Möckel aus dem EUHA-Präsidium bat Rallyefahrer und Hörbotschafter Walter Röhrl zum Gespräch. Röhrl geht offensiv mit seinem Hörverlust um und stellte eine Analogie zwischen modernen Autos und modernen Hörsystemen her: Für ihn muss beides im Alltag reibungslos funktionieren, und auf beides muss er sich verlassen können. Genauso präzise wie seine Fahrtechnik müssen auch seine Hörsysteme arbeiten. Und er gibt ein klares Statement ab: Wenn ich Probleme mit den Augen habe, gehe ich zum Optiker. Bei Problemen mit den Ohren selbstverständlich zum Hörakustiker!
Dr. Matthias Neumann aus dem Bundesministerium für Gesundheit informierte dann zum Thema „Bedeutung die Medizinprodukteverordnung (MDR) für Gesundheitshandwerker“. Er agiert im Referat für Medizinproduktesicherheit und informierte aus erster Hand, welche Bedeutung die MDR für uns als Gesundheitshandwerker hat. Für Gesundheitshandwerker als Hersteller erhöht die MDR die Anforderungen signifikant. Die Vorgaben für Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Produkte wurden kaum modifiziert, aber die Anforderungen über den Nachweis der Einhaltung der grundlegenden Anforderungen wurden verändert. Außerdem macht die MDR nur sehr wenige Ausnahmen für Sonderanfertiger, ändert die Definition von Sonderanfertigungen und kennt keine Zwischenprodukte.
Die Industrieausstellung 2021 brillierte mit 87 Ausstellern aus 16 Ländern. Zu den Top-Five der Ausstellerherkunftsländer gehörten Deutschland, Dänemark, Frankreich, Niederlande und Italien. Die Messestände nformierten über Innovationen aus den Bereichen Messtechnik, Hörsystemtechnik und Zubehör, neue Akkusysteme, Im-Ohr-Systeme mit Bluetooth-Anbindung und Lithium-Ionen-Akkus. Moderne Designs, neue Bauformen und natürliches Hören waren ebenso Thema wie KI und Mikrofontechnik.
Der Future Friday startete am Freitagvormittag auf der Messe, verschiedene Aussteller präsentierten spezielles auf die Zukunft ausgerichtetes Wissen. Kurzvorträge, Videos und Events auf der Messe machten den Vormittag zu einem besonderen Erlebnis. Nachmittags sorgten vier hochkarätige Expertenvorträge für Einblicke in technische Innovationen und die Zukunft der Branche, unter anderem von Prof. Dr. Tobias Moser zum optischen Cochlea-Implantat und Dr. Birgitta Gabriel zum Hörakustiker der Zukunft. Stefan Menzl präsentierte das Thema „Die Zukunft von Hörsystemen“, und Scott Peterson sprach über „NOAH ES – cloudbasierte Extended Services bieten zuverlässige, konforme und skalierbare Lösungen“. Der Future Friday als Zukunftsformat wurde 2019 erstmals angeboten und hat sich inzwischen etabliert.
Die Forschungsgemeinschaft Deutscher Hörakustiker (FDHA) zeichnete Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat aus Hannover „in Anerkennung ihrer jahrelangen klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit bei der Behandlung von schwerhörigen und tauben Patienten im Kindes- und Erwachsenenalter“ mit dem Stifterpreis für das Jahr 2021 aus. Herr Dr. habil. Tobias Weißgerber aus Frankfurt erhielt eine Förderung seiner Forschungsarbeit „Einfluss von Richtmikrofonen auf die Hörleistung von Cochlea-Implantat-Nutzern in alltäglichen Hörumgebungen“. Die Preise wurden von Prof. Dr. med. Karin Schorn verleihen.
Erstmals wurde der Kongress auch auf Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn begleitet und angekündigt. Die Community war sehr aktiv und nutzte sämtliche Kanäle, um auf die vielen Facetten des Kongresses hinzuweisen.
Der EUHA-Kongress 2021 war der erste Kongress, den die Deutsche Messe Hannover nach dem Lockdown ausrichtete. Auch der 66. Internationale Hörakustiker-Kongress wird wieder in Hannover stattfinden – vom 12. bis 14. Oktober 2022.