Masken und ihre akustischen Nebenwirkungen
Seit ein paar Monaten hat uns das Coronavirus fest in der Hand. Zur Linderung und Eindämmung dieses Virus haben unter anderem die Landesregierungen besondere Maßnahmen veranlasst. Ab dem 27.04.2020 ist sogar das Tragen eines Mundschutzes unter anderem beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln in fast allen Bundesländern Pflicht.
Leider kommt es dadurch im Alltag auch zu Einschränkungen in der Kommunikation. Nicht nur das fehlende Mundbild stellt eine Herausforderung für Normalhörende, Hörbeeinträchtigte und Gehörlose dar, sondern es entsteht auch eine erhebliche Dämmwirkung sprachrelevanter Frequenzen. Wie sind die Nebenwirkungen bei Normalhörenden? Wie bei Schwerhörigen oder gar Gehörlosen?
Um einen ersten Überblick der Dämmwirkung zu erhalten hat das Hörhaus Tuttlingen unter der Leitung des Höringenieurs Torsten Saile und Janina Gregori (Auszubildende im zweiten Lehrjahr) Messungen mit OP-Masken, einer FFP3-Maske und zusätzlich eines Visiers durchgeführt. Die Messungen wurden mit InSitu-Sonden in einem Meter Abstand in Kopfhöhe des Kunden gemacht. Als Messsignal diente das sprachähnliche Signal ISTS (International Speech Test Signal) bei 65 dB.
Der Lautsprecher aus 0 Grad wurde mit einer OP-Maske, einer FFP3-Maske und zusätzlich zu den jeweiligen Maskentypen mit und ohne Visier versehen. Die restliche Lautsprecheroberfläche, die nicht mit der Maske bedeckt war, wurde abgeklebt. Als Referenzmessung wurde eine Messung ohne Maske oder Visier durchgeführt.
Die Abszisse zeigt die Frequenz in linearer Aufteilung. Die Ordinate zeigt die Dämmwirkung in dB (Differenz ohne Maske zum jeweiligen Maskentyp). Da die Dämmwirkung unterhalb von 1 kHz sehr gering ist, sind hierbei nur Werte zwischen 1 kHz und 10 kHz zur Visualisierung gewählt worden.
Die OP-Maske lässt noch am meisten Schall entweichen. Ab 2 kHz dämmt sie um ca. 5 dB. Die FFP3-Maske und die OP-Maske in Kombination mit dem Visier haben eine relativ ähnliche Dämmwirkung im Mittel um ca. 6-8 dB. Die FFP3-Maske in Tragekombination mit dem Visier dämmt jedoch im Mittel um ca. 10 dB.
Diese Messungen veranschaulichen sehr gut, welche Probleme schon bei normalhörenden Menschen in einer Unterhaltung mit dem jeweiligen Mundschutz auftreten können. Noch viel drastischer ist es für Schwerhörige, da sich deren individueller Hörverlust um diese gemessenen Differenzen erhöhen wird. Um dem entgegenzuwirken wären beispielsweise Mundschutz mit Sichtfenster im Bereich des Mundes oder im Kundenkontakt eine Spuckschutzwand eine hilfreiche Alternative.
Eventuell könnten Hörakustiker ein spezielles Maskenprogramm für deren Kunden einrichten, um diesen Problemen entgegenzuwirken. Dies alles soll in einem ausführlichen Artikel im Juniheft der Audio Infos erörtert werden.
Torsten Saile und Janina Gregori