Hörakustikmeister Maximilian Bauer über die Redux-Trockenstation
Der Hörakustikmeister Maximilian Bauer ist ein großer Freund von Social Media. Seit vielen Jahren betreibt der Inhaber eines Münchener Hörakustikfachbetriebes verschiedene Kanäle und erlangte so eine gewisse Bekanntheit.
Seine vielen Kontakte in diesem Bereich verhalfen ihm nun zu einem professionellen Trockengerät der Firma Redux, das in seiner Wirkung unerreicht sein soll.
Herr Bauer, was ist Redux?
Redux ist eine professionelle Trockenstation für den Hörakustiker, die man wundervoll für den Servicebereich einsetzen kann. Es ist also nicht für den Endkunden gedacht. Das Gerät besitzt die Größe einer Schuhschachtel und funktioniert völlig anders als die Systeme, die man sonst aus der Hörbranche kennt. Sie arbeitet zwar, wie andere Hersteller auch, mit Vakuumpumpen, doch im Unterschied zu anderen generiert Redux durch seine vier Pumpen ein höheres Vakuum. Dazu kommt, dass Wärme hinzugeführt wird. Das Gerät wechselt also ständig zwischen Wärmezufuhr und Unterdruck ab.
Solche Produkte gibt es doch schon lange. Was macht Redux so besonders?
Neben der Technik besteht der gravierende Unterschied darin, dass man sofort erkennt, wieviel Flüssigkeit aus einem Gerät herausgesogen worden ist. Über die Software kann man sich ins Internet einloggen. Wenn man dann auf „Click to use your machine“ drückt, erkennt man Standort, Maschinennummer und IST-Zustand der Maschine. Sofern man letzteres wiederum anklickt, wird man danach gefragt, ob das Hörsystem „normal“, „week“ oder „wet“ ist. Man nimmt eine Auswahl vor und klickt danach auf „observation“. Im Anschluss beginnt die Maschine zu arbeiten und man kann den Vorgang live mitbegleiten. Über „Liquid removed“ wird dann die Menge in Mikrolitern angezeigt, die Redux aus dem Hörsystem herausgezogen hat. Das Gerät läuft in der Regel 12 Minuten. Wenn das Hörsystem aber wirklich mit voller Feuchtigkeit hereingelegt wird, läuft das Gerät aber auch länger.
Wie sind Sie auf das Unternehmen gekommen?
Eigentlich ist das Unternehmen im Smartphone-Bereich tätig und arbeitet mit einem großen Mobilfunkanbieter zusammen, um einen Service für Smartphonetrocknung anzubieten. Es gibt daher tausende von Shops in den USA, die mit dem gleichen Gerät arbeiten. Ein führender Mitarbeiter des Unternehmens ist als CI-Träger dann auf den Gedanken gekommen, Redux ebenso in die Akustikerszene einzuführen. Das läuft derzeit an und ein Startpunkt für den Bekanntheitsgrad war eben der, dass man den bekannten Hörakustikblogger Cliff Olson davon überzeugen konnte, das Redux-Gerät zu testen. Über sein Video bin ich dann aufmerksam auf Redux geworden. Ich habe Cliff Olson angeschrieben und ihn gefragt, wie er an das Gerät gekommen ist. Er hat mich dann an Matt Hay, dem Redux Mitarbeiter mit dem CI, weitergeleitet. Matt Hay war erfreut über meine Kontaktaufnahme, weil er gesehen hatte, dass ich ebenso viel auf Social Media unterwegs bin. Nach einem Zoomcall war er bereit, mir das Gerät zu Testzwecken für 90 Tage zur Verfügung zu stellen, damit ich meine Kollegen in Deutschland hierüber informieren kann. Ich habe sonst nichts von Redux erhalten und vertreibe das Redux-Gerät auch nicht. Das Ganze ist also wirklich nur zu Testzwecken. Ich fand das von Anfang an so innovativ, dass ich mich auch an die Audio Infos wenden wollte.
Der Kontakt entstand über einen Hörakustikblogger aus den USA?
Ja, Cliff Olson (im Netz auch als Dr. Cliff bekannt, Anm. d. Red.) sollte man kennen. Er hat allein auf YouTube 100.000 Abonnenten und über 500 Videos ins Netz gestellt. Die werden zum Teil hunderttausendfach aufgerufen. Aus meiner Sicht ist das der bekannteste Audiologist der Welt. Er hat mit Abstand die höchste Social-Media-Reichweite.
Wie lange haben Sie das Gerät getestet?
Ich habe bereits über einen Zeitraum von 70 Tagen einige Tests mit dem Gerät durchgeführt. Zum Teil habe ich Hörsysteme hereingelegt, die tropfend nass waren. Das Gerät ist dann auch mal länger als dreißig Minuten gelaufen. Ich habe gestaunt, wie knochentrocken die Geräte herausgekommen sind. Ein vergleichbares Gerät ist mir bis heute noch nicht untergekommen. Zudem arbeitet das Gerät mit einer unheimlichen Geschwindigkeit. Dass ein Hörsystem von klitschnass bis knochentrocken in dreißig Minuten getrocknet werden kann, hat mich doch sehr erstaunt. Der riesige Vorteil ist aber, dass man genau erkennt, wie viel Feuchtigkeit man aus dem Gerät herauszieht.
Wie wirkt sich die Behandlung der Hörsysteme auf die Hörsysteme selbst aus. Entstehen Korrosionsschäden?
Meiner Meinung nach zieht die Behandlung der Hörsysteme keinerlei Nachteile mit sich, im Gegenteil: Wenn Hörsysteme nur ein wenig feucht sind, dann entsteht oftmals das Problem, dass die Technik mit der Zeit immer schlechter wird. Dadurch, dass im Mikrofon oder im Hörer etwas drin ist, lässt die Technik mit der Zeit nach. Man meint, dass das Hörsystem funktioniert, richtig merken tut man das aber erst, wenn es wirklich zu spät ist. Das ist ähnlich, wie mit dem Gehör selbst. Auf diese Weise aber wird das Ganze messbar. Ich weiß zwar nicht, wie hoch die Wärmezufuhr durch das Redux-Gerät ist. Aber wenn ich das Hörsystem aus dem Gerät nehme, so hat dies maximal Körpertemperatur.
Nichtsdestotrotz sind Hörsysteme in den letzten Jahren immer zuverlässiger geworden. Viele Geräte sind zum Beispiel durch die Einführung der Akkutechnik mittlerweile so „eingekapselt“, dass Trockengeräte immer weniger zum Einsatz kommen. Gilt das auch für solche Hörsysteme?
Meiner Meinung nach ist dies ein Trugschluss. Auch ich dachte immer, dass bei wasserdichten Hörsystemen nichts passieren kann. Doch ich habe schon Hörsysteme in die Reparatur eingeschickt und erhielt die Antwort, dass sich Feuchtigkeit in den Geräten befindet. Auf meine Frage hin, wie das bei wasserdichten Hörsystemen sein kann, habe ich bis heute keine Antwort von den entsprechenden Hörsystemherstellern erhalten. Aus diesem Grund habe ich die Trockenstation ebenso mit wasserdichten Hörsystemen getestet. Und siehe da: Selbst aus diesen habe ich 3 Mikro- liter herausgeholt. So richtig wasserdicht sind solche Hörsysteme dann doch nicht. Schweiß scheint auch hier in die Geräte zu gelangen. Ich kann zwar nicht erklären, warum das so ist, sehe aber die Ergebnisse. Das gilt selbst für Geräte, die dem IP69-Standard standhalten sollen. Aus Spaß habe ich mir dann eine Vielzahl von Trockengeräten besorgt, um auch Vergleiche anstellen zu können.
Was kam bei Ihren Tests heraus?
Die Tests erfolgten alle nach dem gleichen Schema und wurden mehrmals wiederholt. Ich habe immer 0,2 Milliliter mit einer Spritze in ein kleines CIC eingeführt und dabei stets die Klappe zugemacht. Das ist viel für ein solch kleines Gerät. Die Klappe habe ich extra zu gemacht, um festzustellen, was der Trocknungsvorgang denn wirklich bewirkt. Darüber hinaus habe ich einmal ein solches Silk-Gerät mit der entsprechenden Menge gefüllt und es anschließend nicht in ein Trockengerät eingeführt, um einen weiteren Vergleich zu starten. Wasser verdunstet schließlich immer. Ich war wirklich erstaunt, wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Trockengeräten ausfallen. Bis auf eines konnte keines mit Redux mithalten. Ich konnte es gar nicht glauben, dass viele kaum bis gar nichts ausgerichtet haben. Gleiche Ergebnisse erzielte ich auch mit Hörsystemen anderer Hersteller. Das alles darf man aber nicht in einen Hut reinschießen. Ich habe Trockengeräte für den Privatanwender mit dem Redux-Gerät verglichen. Dennoch ein kleiner Vergleich: In ein Redux kann man ein kleines Glas Wasser hineinstellen und nach einer Stunde ist alles weg. Das kann man in meinen Videos schön nachverfolgen, was natürlich nicht überall auf Gegenliebe gestoßen ist.
Welche Vorteile sehen Sie für den Hörakustiker, welche für den Endkunden?
Daraus ergeben sich für mich zwei große Vorteile. Zum einen kann ich mir als Hörakustiker sicher sein, dass das Gerät durch seine guten Vakuumpumpen auch wirklich funktioniert. Bei anderen Herstellern kann man nur darauf vertrauen. Das wiederum führt dazu, dass man dem Kunden gegenüber das Gerät vorlegen und präzise Auskunft geben kann, er es auch zu Hause adäquat verwendet hat. Wenn der Kunde sein Gerät nicht ordentlich pflegt, hat man die Möglichkeit, darauf hinzuweisen, dass eine Garantie nicht unbedingt garantiert werden kann. Doch es muss ja nicht gleich ein Vorwurf daraus entstehen. Allein sagen zu können, man besitzt diesen Service, den kein Konkurrent in der Form bieten kann, ist aus meiner Sicht ein riesiger USP, den man als Kunde auch nachvollziehen kann. Man kann also den Kundenkontakt dadurch nochmals erhöhen, indem man ihnen alle drei Monate anbietet, das Geschäft aufzusuchen, damit das Gerät vollständig getrocknet wird, und besitzt zudem die Möglichkeit, Reparaturanfälligkeit zu senken.
Erhielten Sie bereits Feedbacks durch Ihre Kunden?
Nein, noch nicht so richtig. Dafür habe ich Redux noch nicht lange genug. Ich habe damit gewiss 25 bis 30 Hörsysteme meiner Kunden bereits getrocknet. Doch die Hörsysteme am Kundenohr, die mir bis jetzt eingereicht worden sind, waren alle ziemlich trocken. Es gab mal einen Kunden, der in seinem Akkugerät 3 Mikroliter hatte. Der Kunde hat sich sehr gefreut, wie alle anderen auch, aber einen richtigen Effekt, auch in Bezug auf die Klangqualität, konnte ich meinen Kunden noch nicht vorzeigen. Doch alle Kunden haben sich gefreut, dass wir diesen professionellen Service anbieten können. Um aber einen Aha-Effekt beim Kunden auslösen zu können, war der Unterschied einfach zu klein. Die Extraleistung erkennen die Kunden aber sofort. Alle fanden das super und haben sich gern die 12 Minuten genommen, um ihre Hörsysteme zu pflegen.
Eine letzte Frage: Woher rührt eigentlich Ihre Leidenschaft für das Thema Social Media?
Das Thema Social Media begleitet mich persönlich schon sehr lange. Im Grunde genommen begann alles mit Gary Vaynerchuck, der damals die Wine-Library gemacht hat. Obwohl ich überhaupt kein Wein trinke, haben mich seine Blogbeiträge so fasziniert, dass ich keine Folge mehr verpassen wollte. Das war fast wie eine Harald Schmidt Show. 2008 setzte sich der Gedanke fest, dies auf Gehörschutz zu übertragen. Daraus ist bis heute eine riesige Leidenschaft geworden. So wie andere Fußball spielen, erstelle ich kleine Videos. Natürlich auch mit dem Ziel, Endkunden erreichen zu können.
Herr Bauer, wir bedanken uns für das Gespräch!