Parlamentarischer Abend zur Verbesserung der Versorgung schwer hörbeeinträchtigter Menschen: DSB fordert besseren Zugang zu CI
Anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März fand erstmals ein parlamentarischer Abend in Berlin statt, der sich dem Thema „Verbesserung der Versorgung schwer hörbeeinträchtigter Menschen“ widmete.
Der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. (DSB), der den virtuell abgehaltenen Abend organisiert hatte, nutzte die Gelegenheit, um einen besseren Zugang zu Cochlea-Implantaten für schwer hörbeeinträchtigte Menschen zu fordern. Hintergrund ist, so heißt es in einem vom DSB verbreiteten Newsletter, dass gerade einmal 5 Prozent der Menschen, die von einem Hör- implantat profitieren würden, auch eines erhielten.
Abgeordnete des Bundestages, der Landtage sowie Mitarbeitende verschiedener Ministerien hätten den Parlamentarischen Abend genutzt, um sich über die Versorgung mit CI zu informieren. Dabei zeigte der DSB auf, dass es weiterhin an Strukturen fehle, um allen Betroffenen einen schnellen Zugang zu umfassender Beratung und Diagnostik zu garantieren. „Wenn Hörgeräte schwerhörigen Menschen keine ausreichende Hilfe mehr bieten und andere Therapieangebote ausbleiben, geht das für die Betroffenen mit erheblichen sozialen und gesundheitlichen Risiken einher“, erklärte Dr. Matthias Müller, Präsident des DSB. Darüber hinaus entstünden hohe Kosten, weshalb auch eine ökonomische sowie gesellschaftliche Relevanz bestünde.
Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt auch die Geschichte der DSB-Vizepräsidentin Ursula Soffner. „Dass es für mich die Option einer Versorgung mit dem Cochlea-Implantat gibt, erfuhr ich erst nach jahrelanger vergeblicher Suche“, so Soffner, „Ob mein Wiedereinstieg ins Berufsleben, meine ehrenamtliche Tätigkeit im DSB oder auch meine Mitgliedschaft in einem Chor – das CI hat mein Leben grundlegend verbessert und mir Dinge eröffnet, die mir lange Zeit unmöglich schienen.“
Dass sich die Suche nach einer besseren Lösung, wenn Hörsysteme nicht mehr ausreichen, schwierig gestalten kann, sieht auch Dr. med. Harald Seidler, Chefarzt der Fachklinik für HNO-Heilkunde MEDICLIN Bosenberg Kliniken in St. Wendel. So würden Betroffene zu selten an eine CI-Klinik überwiesen. Zudem steige die Zahl der hochgradig Schwerhörigen, die trotzdem kein CI tragen. Durch eine stärkere Zusammenarbeit aller an der Versorgung beteiligten Berufe sollte man versuchen, diesen Trend umzukehren.
„Besonders bei schwer hörbeeinträchtigen Menschen ist es wichtig, dass HNO-Ärzte und Kostenträger gemäß der Hilfsmittelrichtlinie die Effektivität einer Hörgeräteversorgung kritisch überprüfen. Die neue Leitlinie zur Cochlea-Implantat-Versorgung bietet klare Orientierung, ab wann ein Cochlea-Implantat in Erwägung gezogen werden sollte. In diesen Fällen müssen die betroffenen Patienten frühzeitig Zugang zu weiterführenden Informationen und Hilfsangeboten erhalten“, sagt etwa Prof. Dr. Timo Stöver, Direktor der Klinik für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Um diese Standards flächendeckend etablieren zu können, brauche es allerdings die Unterstützung der Politik, und die könnte durch den Parlamentarischen Abend hellhöriger geworden sein. „Wir freuen uns, dass unser Informationsangebot so reges Interesse gefunden hat“, erklärte Dr. Matthias Müller, „Wir hoffen, dass die Veranstaltung dazu beiträgt, die hohen Versorgungsstandards, die wir in Deutschland schon an zahlreichen Zentren haben, flächendeckend zu etablieren.“