USA: Rezeptfreie OTC-Hörgeräte ab Oktober

Diese von zahlreichen Menschen lang ersehnte und viel diskutierte Regelung bestätigte die Food and Drug Administration (FDA) am 16. August 2022. Laut amerikanischer Gesetzgebung soll sie 60 Tage später, also am 17.Oktober, in Kraft treten. Dann sollen die Over-the-Counter (OTC)-Hörsysteme online oder in Apotheken und anderen Einzelhandelsgeschäften rezeptfrei verkauft werden.

Von dieser Neuregelung könnten bis zu 30 Millionen Menschen in den USA profitieren, die unter leichtem bis mittelschweren Hörverlust leiden, so die FDA. Für Erwachsene mit schwerem Hörverlust und Minderjährige bleiben Hörgeräte dagegen verschreibungspflichtig. Zum Hintergrund: Schätzungsweise 38 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten haben einen gewissen Grad an Hörverlust. Ein Grossteil von ihnen habe jedoch keinen Zugang zu verschreibungspflichtigen Hörgeräten, weil sie nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen oder die geographische Distanz zu HNO-Ärzten und Hörakustikern zu gross ist.

Bisher halfen sich viele dieser Betroffenen mit vergleichsweise günstigen Hilfsmitteln wie Personal Sound Amplifiers (PSAPs), die jedoch eigentlich für hörgesunde Menschen entwickelt worden sind, um Geräusche in besonderen Geräuschkulissen zu verstärken- ist ein Gehör dagegen schon beeinträchtigt, kann es durch das Tragen von PSAPs noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Gesetz hinsichtlich der sogenannten „Ladentisch“-Hörgeräte wurde schon 2017 unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump unterzeichnet und wird jetzt, fünf Jahre später, umgesetzt. In einem ersten Statement begrüßte der amtierende US-Präsident Joe Biden die Verfügung.

Hersteller rezeptpflichtiger Hörsysteme sind auf dem US-Markt nun vor neue Aufgaben gestellt, besonders herausfordernd könnte die Neuregelung aber auch für Unterhaltungselektronikkonzerne wie Apple und Samsung werden. Spannend ist zudem, ob und wann diese neue Hörgeräte-Ära in Europa Einzug halten könnte. In Deutschland zählen Hörgeräte bekanntlich und bisher zumindest zu den nicht frei verkäuflichen Medizinprodukten, die vom HNO-Arzt verordnet und vom Hörakustiker eingestellt werden müssen. In der Schweiz dagegen sind OTC-Hörgeräte schon längst zugelassen. Allerdings haben dort -im Gegensatz zu den USA- fast alle Einwohner*innen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Grundversorgung. Die Nachfrage nach OTC-Geräten ist dementsprechend gering und durch den niedrigen Verkaufspreis schlichtweg nicht rentabel.