Signias Be Brilliant Event 2023
Beim diesjährigen Be Brilliant Event von Signia ging es nicht um Produktneuheiten, sondern um die moderne Customer Journey und die zentrale Frage, wie potenzielle Kundinnen und Kunden auf eine ganz neue Art und Weise für das Thema Hörversorgung begeistert werden können.
Ist der größte Konkurrent des Einzelhandels wirklich das Internet? Nein, sagte Keynote-Speakerin und Moderatorin Katharina Aguilar vor über 400 Personen, die sich zu Signias traditionellem Jahrestreffen diesmal in Frankfurt am Main trafen. Der größte Feind des Einzelhandels sei vielmehr „das gemütliche Sofa in den eigenen vier Wänden“, so Aguilar. Und um die Menschen von diesem zurück in die analogen Geschäftswelten zu locken, brauche es nicht nur digitale Innovationen. Zwar würden sich moderne Technologien wie Augmented Reality, künstliche Intelligenz und Robotik durchaus als spektakuläre Kundenmagneten im Einzelhandel eignen. Viel wichtiger als die neuesten Innovations-Hypes sei jedoch die richtige Kundenansprache auf emotionaler Ebene, um Menschen (wieder) in Geschäfte zu locken. Denn nur wenn sie sich persönlich angesprochen, gut umsorgt und wohl fühlen, würden sie auch zu zufriedenen Kaufkunden werden und können für wertvolle Weiterempfehlungen sorgen.
Es darf auch Spass machen
Um Passanten in ein Hörakustik-Fachgeschäft zu locken, brauche es vor allem „angemessene Touchpoints“ und „räumliche Qualität“, so Zukunftsvisionärin Aguilar weiter. Dazu gehörten neben einer ansprechenden Vitrine und einer aufgeräumten Produktpalette vor allem das richtige Licht, eine angenehme Raumakustik und ein sichtbarer Service. Ihr ganz persönlicher Tipp für die ultimative Customer Journey jedoch lautet: Sie darf durchaus auch Spaß machen! Denn viele Dinge, die eigentlich für Kinder erdacht wurden, erfreuen Erwachsene mindestens genauso. Als Beispiel dafür nannte sie den neonhell erleuchteten Candy Tunnel im Stuttgarter Edelkaufhaus Breuninger, der schon unzählige Menschen aller Altersklassen nicht mit Luxusgütern, sondern mit einer riesengroßen Auswahl an Süßigkeiten angezogen und begeistert hat.
Wie kaufen Kunden ein?
Durch den nächsten Programmpunkt der Be Brilliant Veranstaltung führten die Signia Mitarbeiter Sascha Haag und Laura Neher. Sie veranschaulichten die theoretische Dramaturgie der modernen Customer Journey, über die Katharina Aguilar unmittelbar zuvor referiert hatte, durch zahlreiche Beispiele aus der Praxis.
So erinnerte Sascha Haag, Leiter Audiologie und Training Signia Deutschland, an die immense Bedeutsamkeit von bunten und bewegten Bildern, um die angebotenen Produkte schon in der Ladenvitrine gekonnt in Szene zu setzen und dadurch die Aufmerksamkeit der Passanten auf sie zu lenken. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die von Signia angebotenen Fensteraufkleber mit einem QR-Code, über die jeder Passant mithilfe seines Smartphones ein Fachgeschäft jederzeit virtuell betreten kann – also auch dann, wenn er die Schaufenstervitrine außerhalb der Öffnungszeiten passiert.
Wer dagegen nicht nur über die virtuelle, sondern über die reale Türschwelle schreitet, sollte dafür auch umgehend „belohnt“ werden. Zum Beispiel mit einem Getränk, einer Süßigkeit oder einem frei zugänglichen WLAN-Zugang im Wartebereich. Denn: Ein kostenloses Geben wecke oft das Verlangen, etwas zurück geben zu wollen. Im Anpassraum wiederum sorgen architektonische Raffinessen für die perfekten Touchpoints auf der Customer Journey, erklärten die Experten von Signia. 500Lux sei der optimale Beleuchtungsgrad, ein Fenster in der Tür oder im Anpassungsraum beruhigt – zumindest unbewusst – den natürlichen Fluchtinstinkt, während eine leicht seitliche Position zum Kunden weniger belehrend und offensiv als ein direktes Gegenübersitzen wirke. Und: Erhebungen zufolge halten 70 Prozent der Kundschaft einen Hörakustiker für kompetenter, wenn er eine App auf dem Smartphone aufruft.
Die subtile Vermenschlichung von Produkten
Signias audiologische Trainerin Laura Neher beleuchtete ihrerseits die „riesengroße Rolle“, die das menschliche Unterbewusstsein während der Customer Journey spielt. Unter anderem anhand des Produktdesigns einer Kaffeemaschine erklärte sie, wie stark selbst unscheinbare Details unser limbisches System – also das Zentrum all unserer Emotionen – beeinflussen können. So gefielen Kaffeemaschinen mit nach oben geschwungenen Bögen den Betrachtenden auf Anhieb besser als Maschinen mit nach unten geschwungenen Bögen, weil sie erstere unterbewusst mit lächelnden Gesichtern assoziieren. Und in lächelnde Gesichter, so Neher, schaut jeder Mensch eben viel länger und lieber als in Traurige. Diese „Vermenschlichung“ kann sich durchaus auch bei Produkten im Gesundheitswesen zunutze gemacht werden: Selbst die relativ kleinen Ladestationen von Hörsystemen würden es schaffen, den Trigger des limbischen Systems zu nutzen.
Um Kundinnen und Kunden nachhaltig zu begeistern, müsse ihnen jedoch nicht nur punktuell, sondern auf allen Schritten ihrer Customer Journey ein gutes Gefühl vermittelt werden, betonte Laura Neher und unterstrich diese allgemeine Aussage mit einer Statistik, nach der Kunden nach einer positiven Erfahrung bis zu 140 Prozent mehr Geld ausgeben. Rund 87 Prozent von ihnen tätigen zudem einen zusätzlichen Kauf.
Jünger, früher, besser
Wie sich Signia ein zeitgemäßes Ladenkonzept vorstellt, zeigt der Hersteller aus Erlangen übrigens im neuesten Fachgeschäft von Hörgeräte Bonsel. Das Geschäft im Main-Taunus-Zentrum, eines der größten Einkaufszentren Deutschlands, eröffnete gerade einmal zwei Tage vor der Be Brilliant Veranstaltung und wurde auf dieser von Signias Geschäftsführer Christian Honsig höchstpersönlich präsentiert.„Hochinteressant“ findet Honsig bei den Ladenmodulen im neuen Bonsel-Geschäft vor allem das offene Raumkonzept, das „weniger Arztzimmer-Atmosphäre und mehr Interaktivität“ vermittle. Nun gehe es freilich darum, die richtige Balance zwischen Privatsphäre und öffentlichem Raum zu finden. Aber auch personaltechnisch sei das neue Bonsel-Geschäft eine Herausforderung, weil das Einkaufszentrum im Westen von Frankfurt an einigen Tagen bis 22 Uhr geöffnet hat. In den kommenden Wochen und Monaten soll das neue Geschäft, das trotz der sehr offensichtlichen Zusammenarbeit mit Signia „zu 100 Prozent ein Bonsel-Laden ist“, jedenfalls als eine Art Lernwerkstatt dienen, die stetig weiterentwickelt und optimiert werden soll. Schließlich gehe es letztlich darum, so Christian Honsig, „unsere Kunden jünger, früher und besser ins Geschäft zu bringen“.
ChatGPT als Chance
Auf der Bühne sprach Signias Geschäftsführer zudem über den intelligenten Chatbot ChatGPT, den nicht nur Sascha Haag für einen Teil seines Vortrags nutzte, sondern der derzeit auch viele Branchen in helle Aufregung versetzt. Honsigs Fazit: Für die Hörbranche, die sich ja schon seit geraumer Zeit künstliche Intelligenz zunutze macht, ist ChatGPT definitiv keine Bedrohung, sondern eine Chance. Auch für die ideale Customer Journey in der Hörakustik ginge es in Zukunft darum, solche rasanten Marktentwicklungen klug zu nutzen, anstatt sie vehement oder ängstlich von sich wegzuschieben.
Abendlicher Doppelpass
Wie Menschen für das Thema Hörversorgung auf neue Art und Weise begeistert werden können, zog sich konsequenterweise auch als roter Faden durch das Programm der Abendveranstaltung. Den Fokus legte Signia in diesem Rahmen auf sein Engagement im Fußball – also die Sportart, die wie wohl keine andere Emotionen erzeugt und alle Generationen vereint. Und die damit auch eine ideale Plattform für die Reichweite von Hörgesundheit und Hörversorgung bietet. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion, durch die Signias audiologischer Trainer Dennis Prasetyo in einem nachgebauten „Doppelpass“-Studio führte, wurde die auf den ersten Blick ungewöhnliche Verbindung zwischen dem Hören und der populärsten Sportart in Deutschland beleuchtet. Zusammen mit Holger Schwiewagner (Geschäftsführer Greuther Fürth), Fabian Hüsam (Teamsportmanager Puma), Fußballer und Hörakustikmeister André Fiedler sowie Signias Sales & Marketing Direktor Tobias Wiedmann sprach Prasetyo über Signias Ärmelsponsoring des Zweitbundesligisten SpVgg Greuther Fürth, das im letzten Jahres bekannt gegeben wurde. Präsentiert wurde aber auch Signias neue Initiative mit dem Namen „Trikothelden“, mit dem der Hersteller aus Erlangen regionale Vereine in ganz Deutschland unterstützen und Hörakustik-Fachgeschäften die Möglichkeit bieten möchte, sich in ihrer Region sichtbarer zu machen. Nach dem offiziellen Abendprogramm gab es dann in gewohnter Manier ausgiebige Möglichkeiten zum Wiedersehen und lockerem Networken.
Funfact am Rande: Weil das Be Brilliant Event immer am ersten Freitag des Monats März stattfindet, traf sich die Branche diesmal und passenderweise am Welttag des Hörens. Besonders wird es mit Sicherheit aber auch nächstes Jahr, wenn Signia die Be Brilliant-Veranstaltung zum zehnten Mal organisieren wird.
Jana Herrmann